Barnimer Bürger*innenasyl will Menschen vor Abschiebungen schützen
55 Menschen aus dem Landkreis Barnim erklären sich öffentlich bereit, Geflüchtete vor Abschiebungen zu schützen. Sie unterschrieben die Erklärung des Barnimer Bürger*innenasyls. Ihre Namen werden heute auf unserer Website und am 17.02. im „Märkischen Sonntag“ veröffentlicht. Unterzeichnet haben z.B. Handwerker*innen, Lehrer, Ärzt*innen, Studierende und Rentner aus verschiedenen Orten im Barnim und alle sind sich einig: Niemand flüchtet freiwillig. Menschen flüchten vor Krieg, Verfolgung und Armut.
Doch täglich werden Geflüchtete abgeschoben. Zuerst sollen sie auf Grund der Dublin-Verordnung in das Land, in dem sie zum ersten Mal in Europa registriert wurden, zurück – ungeachtet der dortigen teilweise katastrophalen (Über-)Lebensbedingungen. „Das Dublin-System ist ungerecht und menschenverachtend. Leute, die neu hier ankommen, müssen in den ersten Monaten ständig eine Abschiebung fürchten. Sie leiden unter dieser Angst und diesem Stress, anstatt sich hier einleben und sicher fühlen zu können. Ziel von Bürger*innen-Asyl ist deshalb ein entschlossenes Zeichen gegen diese unmenschliche Abschiebepraxis zu setzen“, erklärt Fania Taeger, eine Aktivistin der Initiative. Das Bürger*innenasyl kann helfen, die Dublinfrist zu überstehen, damit Deutschland für das Asylverfahren zuständig wird.
Wird der Asylantrag abgelehnt, droht die Abschiebung ins Herkunftsland. Hier soll das Bürger*innenasyl die konkrete Abschiebung verhindern, um dann gemeinsam nach einem Weg für eine Bleibeperspektive zu suchen. Die Prüfung des Asylantrags wird immer schneller und sehr oft fehlerhaft durchgeführt. 2018 war jede dritte Klage gegen die Asylablehnung erfolgreich. „Wir maßen uns gar nicht an, zu entscheiden, welche Fluchtgründe relevant und welche Herkunftsländer angeblich sicher sind. Die Menschen, die wir kennengelernt haben, hatten Folter und Verfolgung erlebt, ihre Asylanträge wurden trotzdem oft abgelehnt. Wir akzeptieren dieses System nicht.“ so Fania Taeger. Die Initiative hat bereits mit ihrer Arbeit begonnen und mehrere Personen, darunter eine Familie, vor einer Abschiebung geschützt. Dabei sieht sie ihre Arbeit als Ergänzung zum Kirchenasyl und zu den solidarischen Strukturen zwischen Geflüchteten.
Konkret stellt Bürger*innenasyl Wohnraum zur Verfügung und unterstützt finanziell und praktisch, beispielsweise durch Begleitung bei Ämtergängen oder ärztlichen Untersuchungen. Die Barnimer Initiative ist die erste in Brandenburg, sie ist mit den anderen Bürger*innenasylgruppen bundesweit vernetzt und hofft auf eine Verbreitung der Idee und weitere Unterstützer*innen.